Was war es doch eine schöne Zeit früher am Ring! Formel 1 oder Rock am Ring in der Eifel waren absolute Jahreshighlights und dick in den Kalendern von Sport- und Musikfans eingezeichnet. Niemand hätte sich vor Jahren vorstellen können, dass der Nürburgring einmal vor einem Scheideweg steht – sein Schicksal ist ungewiss.
Beschlossen ist: Rock am Ring wird es zukünftig nicht mehr geben – weder am Nürburgring noch woanders. Nur, warum gibt es dieses bedeutende Musikfestival künftig nicht mehr? Kein Interesse seitens des Betreibers oder waren die Kosten zu hoch? Wahrscheinlich wird der normale Bürger nie erfahren, warum eine solche Entscheidung getroffen worden ist. Das Echo von Medien und Fans fiel jedenfalls eindeutig aus – und nicht zugunsten der neuen Eigentümer. Und ob es zukünftig weiter regelmäßig Formel 1-Rennen am Nürburgring geben wird, ist auch noch nicht geklärt.
Nur, wer ist schuld an dieser Entwicklung? Kurt Beck, der hunderte Millionen an Steuergeldern in den Ausbau der Strecke gesteckt hat, um sich dann mit den zu Sündenböcken degradierten Pächtern Jörg Lindner und Kai Richter zu überwerfen oder ist der neue Besitzer Capricorn Schuld, der rein wirtschaftliche Interessen verfolgt? Auch hier wird es nie eine klare Antwort geben. Für Fans von Musik und Rennsport bleibt im Moment jedenfalls die Erkenntnis, dass womöglich zwei kulturelle Großereignisse verloren gehen.
Zwar zieht Rock am Ring um und findet künftig unter neuem Namen auf einem neuen Gelände statt, aber ob der Kult rund um den Nürburgring als Austragungsort wiederholbar ist? Was bedeutet das auch für die Region, wenn ein solches Ereignis nicht mehr stattfindet. Ich frage mich hier schon, ob von den Entscheidungsträgern alles ausreichend bedacht wurde. Wahrscheinlich wird ein Politiker sagen, dass es Einzelfälle sind, wenn nun kleine, regionale Unternehmen durch den Umzug wirtschaftlich den Bach runtergehen. Erstaunlich nur, dass Politiker und Großunternehmen am Ende wie Katzen immer auf den Füssen landen.
Den Nürburgring kennen und verehren viele schon seit ihrer Kindheit. Wer einmal vor Ort war und das Gelände in der Eifel betritt, merkt sofort, dass hier eine besondere Atmosphäre herrscht. Es wäre eine Schande, wenn dieser Ort nicht mehr der Öffentlichkeit mit Großereignissen zur Verfügung steht. Ganze Familien haben sich doch immer auf diese, ja man muss sagen, Volksfeste gefreut. Man erinnere sich nur an die Rennen mit Michael Schumacher am Nürburgring. Ein ganzes Wochenende wurde aus zwei Stunden Rennsport gemacht. Der Fan konnte direkt das Ereignis hautnah miterleben. Entweder weil er eine Karte für das Rennen besaß oder aber mit der Familie und Freunden beim Camping vor oder an der Rennstrecke verbrachte.
Viele Kinder und Jugendliche freuten sich, wenn die Eltern sie dann zum Musikfestival Rock am Ring mit in die Eifel nahmen oder sie zumindest dort für ein Wochenende „ablieferten“. Und nun? Es ist aus und vorbei. Viele Veranstaltungen sind nicht mehr das, was sie waren, wenn sie einmal Ihrem Ursprung entzogen worden sind. Wollen wir hoffen, dass der Umzug von Rock am Ring trotzdem dazu führt, dass noch ein tolles Musikfest am Ring stattfindet. Aber: wird es noch das dasselbe sein?
Haben sich hier Herr Beck oder auch Capricorn je einen Gedanken dazu gemacht, was das für Fans bedeutet, wenn sie Entscheidungen wie diese treffen? Es ist schon erstaunlich, dass Herr Beck generell ohne Schaden davon gekommen ist. Wer spricht den noch über die Konzepte der Vergangenheit, ob diese gut oder schlecht waren? Ob sie überhaupt hätten erfolgreich werden können? Ob der Freizeitpark nicht doch etwas hätte werden können? Leider geht es immer nur um den schnellen Erfolg und das Vonsichschieben von Verantwortlichkeit.
Viele Dinge werden zum Kult, weil ihnen Zeit gegeben wird, frei von wirtschaftlichem Denken. Kein Mensch hat beim ersten Rock am Ring daran gedacht, dass hier Kultur und ein gleichzeitig eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse Deutschlands geschaffen wird, welches unmittelbar mit dem Nürburgring verbunden wird. Über die Jahre hinweg entwickeln sich Traditionen und Legenden. Wie die Übernahme durch Capricorn zeigt, dauert es leider nicht lange und Traditionen sind Geschichte. Der Nürburgring ist und bleibt ein toller Ort für jede Art von Volksfesten. Vielleicht hat ja jemand in den nächsten Jahren eine Idee und die Region kann wieder das werden, was sie einmal war!